Brambling Masses
Im November wählte die Jury des Nature Photographer of the Year 2020 mein Bild "Brambling Togetherness" zum Sieger in der Kategorie Birds. Wow, nicht schlecht bei fast 20.000 Einsendungen aus über 95 Ländern. Hier die Story zum Bild.
Schade, dass dieses mal die Siegerehrung und der Nature-Talks Event, wo sie stattfindet online war. Sonst hätte ich die Gelegenheit gehabt, nach Amsterdam zu fahren und all die Gewinner und Veranstalter persönlich zu treffen. Hier der Link zur Online Award Ceremony.
Ich komme gleich am Anfang dran. Min. 4:00 - Min. 10:00 im Stream.
Hier die offizielle Beschreibung zum Bild mit Exif Infos: Winner Category Birds
Hintergrund zum Phänomen
Etwa alle 5-7 Jahre sammeln sich im Winter riesige Schwärme von mehreren Millionen Bergfinken im südlichen Schwarzwald, die mehrere Wochen lang in einem sehr kleinen Waldstück übernachten. Dieses Massenphänomen ist einzigartig. Das erste mal habe ich das 2015 erlebt. Im Januar 2019 war wieder so ein Schwarm am südöstlichen Rand des Schwarzwaldes an der Schweizer Grenze nicht weit von meinem damaligen Wohnort im Hegau am Bodensee.
Erste Begegnung
Als ich 2015 im Südschwarzwald bei Schopfheim das erste mal diese Begegnung erleben durfte war ich aufgrund der Entfernung nur zweimal vor Ort. Hatte ich doch von einigen Jahren vorher Bilder von Ingo Arndt gesehen, als er sein Projekt mit Massen-Phänomenen von Tieren machte. Das beeindruckte mich schon sehr.
2015 mit schwerem Gerät. Damals noch mit Canon unterwegs.
Der Bergfink kommt in unseren Breiten eher weniger vor. Er lebt im hohen Norden in Skandinavien und bis nach Kamtschatka.
Sein Flug ist sehr eigenwillig. Er flattert und gleitet im Wechsel. Beim Gleiten sieht er eher wie ein Fisch aus, als ein Vogel..
Beim An- und Abflug ziehen einem die Tiere etwa 30-45 Min. ununterbrochen über den Kopf hinweg. Man kann nur ahnen, wieviele Millionen Tiere das sind.
Neue Chance 2019 in der Nähe des Hegau
2019 mit Olympus. Klein, wendig, präzise und wasserdicht...
Da war ich grad mit der frischen M1X zum Testen unterwegs. Hier noch ein Sample-Body mit Beta-Firmware. Aber die Aufnahmen wurden gut und die Kamera ist exzellent geeignet für die Vogelfotografie.
Ca. 5-6 Millionen Bergfinken flogen über mehrere Wochen jeden Abend zur Dämmerung in ein kleines Kiefernwaldstück auf einer Kuppe um frühmorgens wieder auszufliegen. Ich beobachtete über mehrere Tage das Verhalten der Tiere und überlegte mir, wie ich bei schlechtem Wetter im schwachen Abendlicht diese Stimmung am besten puristisch einfangen kann. Mich faszinierte der Rhythmus und die Koordination der zahllosen Tiere im scheinbaren Chaos und ich wollte beides im Bild festhalten.
Die Masse der Tiere und die Bewegung. Nach mehreren Versuchen zeigte sich, dass die Belichtungszeit von 1/30s ideal war für die balance zwischen Bewegung und Abbildung. Ein Massen-Phänomen und koordiniertes Verhalten dieser Tiere und wie sie sich über tausende von Kilometern finden kann bis heute niemand wissenschaftlich vollständig erklären. Ein Wunder der Schöpfung und für mich ein schönes Bild von Gemeinschaft und friedlicher Interaktion. Etwas, nachdem wir Menschen uns besonders in Zeiten von Corona sehnen. Es liegt in unserer eigenen Hand.
Das Massenphänomen
Es ist wirklich eine sehr schwer zu beschreibende Erfahrung, diese Tiere zu beobachten und zu erleben, wie sie in Schwärmen über einen fliegen und sich in diesen Massen in den Bäumen niederlassen. Von weitem sieht es so aus, als hätten die Bäume plötzlich Blätter im Winter. Und das Geräusch, wenn sie in den Bäumen sich gegenseitig viel zu erzählen haben ist auch grandios.
Nach einer Nacht in den Bäumen sieht es am Waldboden dann so aus:
Als Fotograf bin ich nicht so fokussiert auf das Filmen, was mich in solchen Situationen dann auch manchmal ärgert, dass ich zu wenig filme. Aber man muss sich einfach auch entscheiden, ob man fotografiert oder filmt. Beides geht für mich nur schwer. Trotzdem hab ich ein paar Sequenzen gemacht und zusammengestellt, um zumindest ein Bisschen den Eindruck weiterzugeben.
Danke an die Jury für die Wahl meines Bildes.
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