Das OM SYSTEM 100-400mm F5.0-6.3 IS II
- Andy
- vor 4 Tagen
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Aktualisiert: vor 3 Tagen
Das neue OM SYSTEM M.Zuiko DIGITAL ED 100-400mm F5.0-6.3 IS II im Praxiseinsatz
Knapp 5 Jahre nach dem ersten Kooperationsobjektiv von Sigma, dem DIGITAL ED 100-400mm f5.0-6.3 IS ist nun eine überarbeitete Version an den Start gegangen.
Es soll das Portfolio der Telezoom Objektive für Tierfotografen am günstigen Ende abrunden. Somit hat OM-SYSTEM nun drei Teleobjektive für unterschiedliche Budgets im Angebot. Das 100-400mm f5.0-6.3 IS II für 1.500 EUR, das 150-600mm f5.0-6.3 IS für 2.500 EUR und dann das weisse Profitele 150-400mm f4.5 1.25 TC für 7.500 EUR.
Die erste Version des 100-400mm war damals noch nicht ganz ausgereift bzgl. Bildstabilisierung und Abdichtung. Damals ein Kompromiss, der nicht so viel Begeisterung ausgelöst hat. OM SYSTEM hat hier offenbar dazugelernt und beim neuen Objektiv diese Schwächen vermieden. Laut technischer Daten ist es vollständig abgedichtet nach dem Standard IPX1 und die Stabilisierung synchronisiert sich nun auch mit der Sensorstabilisierung und bietet das gleiche Niveau, wie die anderen Modelle. (7 Blendenstufen soll es ausgleichen).
Da vor Verkaufsstart nur wenige Objektive in Europa verfügbar sind, hab ich nur einige Tage eines zum Testen bekommen. Ich hab mich deshalb beim Test auf die Tauglichkeit in meiner Lieblingsdisziplin, der Vogelfotografie konzentriert und war ein paar mal damit unterwegs.
Mein Fazit:
Ein ordentliches Objektiv mit hervorragendem Preis/Leistungsverhältnis. Es ist sehr kompakt und bietet mit 200-800mm KB-Equivalent und einer Offenblende von 6.3 am langen Ende ausreichend Brennweite und Lichtstärke für die meisten Anwendungen in der Vogelfotografie. Durch das geringe Gewicht und die kompakte Bauweise ist es sehr flexibel und der AF steuert schnell und präzise in den Fokus. Mit 1.500 EUR sicher eine gute Investition, wenn man ein knapperes Budget hat und leichte Ausrüstung liebt.
Ein paar Details und Bilder schauen wir uns näher an:
Erster Eindruck
Das Objektiv macht den gleichen soliden Eindruck wie die erste Version. Keine Spielereien und Schnörkel. Gut abgedichtet und eine ordentliche Stativschelle mit eingefräster Arca-Swiss-Nut am Fuss. Eine Sonnenblende ist auch dabei.
Mit ca. 1.100 Gramm recht leicht und damit flexibel. Ich hab die Stativschelle gleich abgemacht, denn bei so einem Objektiv nutze ich das nicht. Vor allem nicht bei der Vogelfotografie.
Ich habs mit einer OM1 in einem Digital Holster 20 V2.0 von ThinkTank umgehängt und bin losgezogen. Ein echter Vorteil so eine Kombi so leicht dabei zu haben, wenn man durch Feld und Flur streicht.

Damit ein kompakter Begleiter auf dem Weg zu den Sommergoldhähnchen
Erster Stresstest bei den quirligen Waldpunks
Wer Sommer- oder Wintergoldhähnchen schonmal fotografiert hat weiss, dass das keine leichte Aufgabe ist. Im Fichtenwald bevorzugt zu finden ist meist das Licht nicht üppig vorhanden und die kleinsten Singvögel Europas neigen dazu, nicht eine Sekunde still zu sitzen. Also muss man schnell sein, der AF muss präzise arbeiten und das Objektiv sollte auch ordentlich freistellen, damit man nicht zu unruhige Kompositionen bekommt.
Da man bei den neuen Kameras (OM1 und OM1 MkII) mit vernünftiger Nachbearbeitung der Bilder am Computer bis zu 10.000+ ISO arbeiten kann, hat man meist genug Reserve für die Belichtungszeit.
Nach einigen Begegnungen war ich recht zufrieden mit Geschwindigkeit, Präzision und Abbildungsleistung. Dank Bird-Detection war der AF schnell da, wo er hingehört. Wie immer empfehle ich jedem Interessenten es selber als ganzes System (Kamera + Objektiv) zu probieren und nicht auf irgendwelche Pixelpeeper-Tests zu setzen.
Sommergoldhähnchen im typischen Habitat.
Bilddaten mit OM1 + OM 100-400 F5.0-6.3 IS II: Links: 1/1000s; F6.1; ISO10.000; 263mm
Mitte: 1/1000s; F6.3; ISO5.000; 400mm
Rechts: 1/1000s; F6.3; ISO5.000; 400mm
Hier zeigte sich auch der Vorteil von einer geringen Naheinstellgrenze von ca. 1.3m. Das hilft bei diesen Tieren.
Auch das Bokeh finde ich anständig und ausreichend für gute Tierbilder. Hier ein Beispiel mit hellem Hintergrund und Spitzlichtern. Es ergibt sich ein weiches Bokeh ohne störende Artefakte.

Andere Situationen
Bei weiteren Tests hab ich das Objektiv noch für Flugaufnahmen und bei stärkerem Kontrast/Licht getestet.
An dieser Stelle ist mir die einzige Einschränkung gegenüber den teureren Objektiven aufgefallen. Der Lautlose Auslösermode SH2 lässt sich nicht in der Bildsequenz verändern. Hier sind 25 Bilder/s fest eingestellt. Es wird angezeigt, dass das Objektiv diese Funktion nicht unterstützt. Das ist aber nur ein Detail und nicht weiter tragisch.
Mir war wichtig zu testen, ob die Bildstabilisierung beim Mitziehen stört. Das scheint nicht der Fall zu sein.

Ein weiterer Test war bei den Großtrappen am Vormittag mit viel Licht und auch Flimmern der Luft in Bodennähe. Unter diesen Bedingungen zeigt das Objektiv vergleichbare Bilder zu den teureren Pendents. Somit hat man hier bei typischen ornithologischen Beobachtungen keinen grossen Nachteil, aber deutlich weniger Gewicht und mehr Budget für Spektiv und Fernglas...

Ich hatte noch den MC20 getestet. Die Ergebnisse waren aber wegen der flimmernden Luft nicht wirklich brauchbar. Es geht, aber da wird es dann schon schwer, wenn es nicht ganz kalt ist, so wie bei den Tests mit dem 150-600mm F5.0-6.3 IS im Winter bei den Singschwänen. Für den normalen Gebrauch in Wald und Feld empfehle ich lieber auf den Konverter zu verzichten. Lichtleistung und Luftflimmern wirken sich meist zu stark auf die Bildqualität aus. In speziellen Nachweis-Situationen dennoch gut, dass man die Konverter mit dem Objektiv nutzen kann.
Fazit
Leider konnte ich das Objektiv nicht eingehender testen in anderen Anwendungsfällen. Trotzdem glaube ich, eine Einschätzung abgeben zu können. Wie eingangs schon geschrieben finde ich das Objektiv solide. Die Qualität ist ordentlich und somit ist es eine gute Investition, wenn man weniger Gewicht und Abmessungen als beim 150-600 will (unter Einbusse von 200mm maximaler Brennweite) oder nicht an den Grenzen der Machbarkeit professionell arbeitet und dann doch lieber das 150-400 F4.5 wählen sollte.
Dieses mal hat OM-SYSTEM auch bei der Einsteiger-Super-Telezoom-Variante nicht an wichtigen Funktionen wie Dichtigkeit und IS gespart. Die Objektivbasis von Sigma ist qualitativ auf hohem Niveau. Das finde ich sehr gut.
Andreas Geh
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