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AutorenbildAndy

Sarek - Reloaded

Aktualisiert: 16. Jan. 2022

Meine zweite Reise in den Sarek Nationalpark

5 Jahre nach meiner ersten Tour in den Sarek Nationalpark (siehe Projekte), damals wegen dem Gewicht noch mit einer sehr spartanischen Ausrüstung von Canon entstand auf der Photokina 2018 die Idee, das Ganze nochmal zu machen, diesmal aber mit professioneller Begleitung von Chris Eyre-Walker, ein begnadeter Filmemacher, den ich in Botswana kennen lernte und mit der Ausrüstung von Olympus, die mir die Möglichkeit gab, auch lange Brennweiten mit auf den Weg zu nehmen.


Das Wetter am Polarkreis - Ein Risiko

Nach einigen Überlegungen und Vorbereitungen war es dann im Herbst 2019 soweit. Es ist nicht ganz einfach, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, denn der Übergang von schöner Herbstfärbung in den harten Winter ist in dieser Region ca. 100km nördlich vom Polarkreis sehr kurz. Wir entschieden uns für die letzte Septemberwoche und es stellte sich heraus, dass sie ideal war, obwohl es schon empfindlich kalt wurde (bis -7°C) hatten wir nach einer andauernden Schlechtwetter-Periode eine Phase von 6 Tagen mit stabiler, guter Wetterlage. Tagsüber waren die Temperaturen um die 10°C und nachts wurde es bitter kalt. Aber es regnete, bzw. schneite nicht. Die Berge waren bereits gut mit Schnee bedeckt und die Herbstfarben waren knapp über den Peak noch gut. Erst gegen Ende der Tour kündigte sich ein Wetterumschwung an und wir entschieden uns, drei Tage früher als geplant wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.


Skierffe, ein Traum

Im Gegensatz zu 2013 war unser Ziel nicht das Zentrum des Nationalparks, sondern der berühmte Skierffe. Ich wollte mit eigenen Augen sehen und erleben, was vor ca. 10 Jahren überhaupt erst mein Interesse am Sarek geweckt hatte. Ich sah damals Bilder vom Rapadalen Delta aus einer atemberaubenden Perspektive. Der Skierffe ragt etwa 700m fast senkrecht über eines der schönsten Trogtäler mit Flussdelta der Welt. Diese Perspektive ist einzigartig und das war mein Ziel.

Der Weg zum Ziel

Aber bevor wir zum Skierffe kommen, mussten wir erst von Kvikkjokk aus aufbrechen und mehrere Tage auf dem berühmten Kungsleden wandern. Die Fjällstation hatte bereits geschlossen, alle Hütten auf dem Kungsleden auch. Auf der ersten Etappe nach Partestugan kam uns die Hüterin derselben entgegen und meinte, dass es schon gewagt sei, jetzt noch aufzubrechen. Es ist kalt, kaum noch jemand unterwegs und wenn was ist, wird es schwierig mit Unterstützung unterwegs... Naja, wir waren gut ausgerüstet und uns bewusst, auf was wir uns einlassen. Also ca. 70km vor uns pure, einsame Wildnis. Genau das, was ich wollte.


Abends, wenn die Sonne weg war, wurde es schweinekalt und wir waren froh, wenn wir die heisse Tasse Tee in der Hand hatten. Ich merkte am erste Abend aber auch, dass ich dieses mal anders als 2013 fast nicht trainiert hatte und es ist halt schon ein Unterschied in so einer Umgebung mit 25Kg auf dem Rücken 20-30km zu wandern. Direkt vom Schreibtisch weg und halt auch keine 30 mehr. Ich konnte mich kaum noch bewegen, hatte Hüft- und Schulterschmerzen und war froh, als ich in meinen Schlafsack kriechen konnte. Morgens meist unter -5°C dauerte es eine Weile, bis die Motoren liefen... Chris als junger Kerl und ehemaliger Elitesoldat ist zwar fit, stellte aber fest, dass sein Schlafsack nicht warm genug ist und musste alles anziehen, was er hatte. Wir hofften, dass es nicht noch kälter wird, sonst hätte er ein Problem bekommen...

Aber die Landschaft entschädigt und als wir am zweiten Tag das erste mal über die Baumgrenze aufstiegen wurden wir mit atemberaubendem Ausblick belohnt.

Die Temperatur stieg in den zweistelligen Bereich und auf einem Pass konnten wir Ausblick, Wetter und Ruhe geniessen...

(Chris bei der Arbeit ;-)


Dort begegneten wir zwei Rangern, die vor der Winterpause den Weg patroullierten. Sie setzten sich eine Weile zu uns und wir unterhielten uns. Von ihnen haben wir dann auch erfahren, dass die Boote am See eingeholt werden am Wochenende und es ggf. keine Möglichkeit mehr gibt wieder zurückzukommen über den Laitaure See am Rapadalen. Zum Glück haben wir das kleine Expeditions-Schlauchboot dabei für den Notfall. Sei meinten auch, dass der Helikopter für Notfälle auch ab dem kommenden Wochenende seinen Dienst einstellt für den Winter. Wir sollten also gut überlegen, was wir tun...


Die Ausrüstung

Auslöser des Projektes war ja, dass man mit Olympus sehr gut solche Touren machen kann, ohne fotografisch und filmerisch Kompromisse eingehen zu müssen. Deshalb filmte Chris und ich machte Bilder mit einer Bandbreite an Brennweiten von Superweitwinkel bis Supertele. Die gesamte Ausrüstung auf der Brust mit nichtmal 6Kg Gesamtgewicht.

Was hatte ich dabei? Das ist einer der grossen Vorteile von Olympus. Ich konnte neben der OM-D M1X die Objektive:

  • M.ZUIKO Digital ED 7-14mm F2.8 PRO

  • M.ZUIKO Digital ED 12-100mm F4.0 IS PRO

  • M.ZUIKO Digital ED 300mm F4.0 IS PRO

sowie den MC20 Konverter und verschiedene Filter mitnehmen. Das bedeutet in der Vollformat-Sprache einen Brennweitenbereich von 14mm - 1200mm. Stativ war nicht nötig. Mit diesen Objektiven und dem Sync.-Stabilisator der Kamera kann man bis zu 5s verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren.


Querung des Laitaure

Auf unserem Weg zum Skierffe mussten wir den Laitaure nach Aktse, einer kleinen Samen-Siedlung überqueren. Es stellte sich heraus, dass das mühsam war, denn wir wollten noch vor Anbruch der Dunkelheit in Aktse die Zelte aufbauen und mussten vorher den See überqueren. Es liegen insgesamt drei Ruderboote an den Ufern und es gilt die Regel, wer das letzte Boot nutzt, muss  dreimal über den See rudern. Einmal hin, dann mit einem zweites Boot zurück, es dort lassen und wieder hin, damit nachfolgende Wanderer auch ein Boot haben. Uns traf es natürlich, mist. Und der See ist ca. 1,5km breit. Das erste mal war es noch nett, windstill und schönes Licht. Der Rückweg dann schon mühsam, weil Wind aufkam und dann beim dritten mal echt ein Kampf, denn wir hatten Gegenwind, Wellen, es wurde kalt und wir waren echt müde nach 20km laufen über einen Pass noch ca. 5km zu rudern... Als die Zelte standen und wir was gegessen hatten war die Welt wieder in Ordnung und wir freuten uns darauf, am nächsten Tag zum Skierffe aufzubrechen.

(Auf dem Laitaure. Im Hintergrund der Skierffe)


Aufstieg

In Aktse war richtig Trubel. Es waren noch zwei andere Hiker da. Früh am morgen bei Rauhreif und schönem Wetter machten wir uns auf den Weg zum Berg. Das ist nicht wirklich eine harte Tour, wir liessen uns aber den ganzen Tag Zeit, fotografierten viel, Chris liess auch die Drohne ein paar mal fliegen, denn wir waren ausserhalb der Nationalpark-Grenze. Wir genossen die Sonne, die Aussichten und das Leben. Unser Ziel für den Tag war einfach nur, die Zelte ca. 200m unterm Gipfel aufzubauen für die Nacht und den Sonnenuntergang dann auf der Kante zu verbringen.

(Abendstimmung direkt an der Kante des Skierffe über dem Flussdelta)


Rapadalen, eines der schönsten Flussdeltas in Europa

Was ist eigentlich so besonders am Skierffe? Bergsteigerisch nicht herausfordernd, aber von dort aus hat man eben den einmaligen, atemberaubenden Blick auf das Flussdelta des Rapadalen im Trogtal und den Blick durch die Südpforte des Sarek. Eine Aussicht wie in den schönsten Herr der Ringe Landschaften und da der Skierffe fast 700m senkrecht abfällt ist die Aussicht von dieser Kante so grandios, dass einem der Atem stockt. Zumindest empfinde ich das so. Wir verbrachten die Abendstunden dort oben bis es dunkel war, stiegen dann ab in unser Biwak und früh morgens, vor Sonnenaufgang wieder hoch. Die Nacht war zapfig kalt (fast -10°C). Als Dank hatten wir am nächsten Morgen schönstes Wetter mit Nebel über den Seen. Dafür hat sich die Tour gelohnt und wir sind dankbar für diese Erfahrung. Solche Orte sind selten geworden in unserer Welt und auch hier besteht latent die Gefahr, dass eines Tages Unternehmen auf die Idee kommen, die Natur den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Menschen zu opfern.

Morgens früh an dieser Kante zu stehen war seit ca. 10 Jahren ein Traum von mir, seit ich das erste mal Bilder von hier gesehen hatte. Dieser Traum erfüllte sich nun und ich konnte das sogar mit dem Videoprojekt mit Chris verbinden, das wir für Olympus machten. Heute, fast ein Jahr später schreibe ich diesen Bericht mit der Covid-19 Erfahrung und darf mit Dankbarkeit sagen, dass es wichtig ist, seine Träume nicht vor sich herzuschieben, sondern zu leben. Diese Erfahrung bleibt und kann mir niemand mehr nehmen.


Der Rückweg

Tief erfüllt von diesem Anblick stiegen wir gegen Mittag ab und suchten uns einen schönen Platz auf dem Bergrücken oberhalb der Seen, um in der Sonne zu sitzen, zu essen und zu planen, wie wir unsere Tour weiterführen. Es war Samstag, unser 5. Tag. Die Überlegung war, ein Stück den Rapadalen, Fluss aufwärts auf der Ostseite zu folgen, dann den Fluss zu überqueren, am Gaddokvagge aufzusteigen, über Stuor Jiertta und die Parek-Ebene wieder zurück nach Kvikkjokk zu laufen. Diesen Weg kannte ich von 2013 und mir war klar, dass das min. 3-4 Tage harte Tour bedeutete. Zudem stand uns eine Flussquerung bevor, die gefährlich ist und die Temperatur des Wassers ist grenzwertig. Von den Rangern wussten wir, dass an diesem Tag das letzte mal der Heli fliegt, danach stellen sie den Betrieb ein. Es ist Ende September. Wir merkten, dass der Wind im Laufe des Tages drehte. Wir hatten die ganze Woche Nord-Ostwind und eine stabile Wetterlage. Die Aussichten waren schlecht. Regen und Schnee sollten aufziehen. Chris fror nachts im Schlafsack. Wir überlegten hin und her und entschieden uns dann für Sicherheit, riefen am Heliport an und fragten nach, wie es aussieht. Wir hatten Glück. Der Heli sollte am Abend ohnehin an Aktse vorbefliegen und wir baten uns aufzunehmen auf dem Bergrücken oberhalb. Es war einfach zu riskant sich mehrere Tage im Schneetreiben und zunehmender Kälte zurückzukämpfen. Das war eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte.

(Blick aus dem Helikopter in die Pforte des Sarek mit dem Nammasj als Wächter)


An den Seen

3 Tage früher als erwartet waren wir wieder in Kvikkjokk, genossen den herbstlichen Abend bei gutem Essen, Wein, Komfort und wohliger Wärme im Wohnmobil. Ein Genuss. Wir entschieden, langsam entlang der Seen von Kvikkjokk nach Jokkmokk zu tingeln, zu fotografieren und abends einen Platz am See zu suchen, der uns die richtige Sicht gibt, denn der Aurora Alert meldete für die Nacht bis zu Kp7. Das ist selten! Wir erlebten grandiose Lichtstimmungen mit Nebel und Sonne und hatten Glück. Vor dem grossen Wetterumschwung hatten wir nachts ideale Bedingungen für Aurora Borrealis und die Vorhersage erwies sich als richtig. Man konnte das Nordlicht sogar mit dem Handy fotografieren, so intensiv zeigte es sich.

(Nebelstimmungen)

(Aurora noch bevor es richtig dunkel wurde)


Und wie angekündigt regnete es am Tag darauf und der Herbst war dahin... Gutes Timing.


Das Ergebnis

Neben den Fotos sind insgesamt drei Videos entstanden, die Olympus wollte und die nun nach fast einem Jahr endlich freigegeben sind für die Öffentlichkeit. Auf meiner Website unter VIDEOS zu sehen. Eine Gallerie mit ein paar Bildern ist HIER zu finden.


Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Chris Eyre-Walker. Er war mir nicht nur ein sehr angenehmer Begleiter, sonder er hat auch die meisten Arbeitsbilder gemacht und ist Schöpfer der Videos. Ich denke immer wieder gerne an diese Tour zurück, aber auch an die Gespräche, das Musikhören auf den endlosen Landstrassen in Lappland und manche Situation, die uns herzlich lachen liess.


Andreas Geh

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